6 – Ein Stress kommt selten allein
Ziele
Stressquellen werden benannt und reflektiert
Mädchen verfügen über gute Coping-Strategien, um mit Stress umzugehen
Anforderungen von aussen und Erwartungen an sich selbst werden hinterfragt
Mädchen können sich ein Stück weit von Erwartungen und Anforderungen distanzieren
Lehrpersonen und Eltern sind bereit, sich mit den Erwartungen, die sie an die Mädchen stellen, auseinanderzusetzen
Filmszenen
Zusammengefasst: Eine Klasse schreibt einen Test, alle sind still und hochkonzentriert. Sophie hat noch fast nichts aufs Blatt geschrieben und schon muss der Test abgegeben werden. Sie ist gestresst und taucht in ihre eigenen Gedanken ab. In der Pause ist sie schlecht gelaunt und niedergeschlagen. Die Pläne der anderen interessieren sie nicht, sie weiss nicht, wie sie alles unter einen Hut kriegen soll.
Szene 1: Im Klassenzimmer sitzen alle still und konzentriert über einem Test. Es bleiben noch zwei Minuten bis zur Abgabe. Sophie hat noch fast nichts ausgefüllt und entdeckt, dass auf der zweiten Seite noch einem Menge Fragen warten. Sie kritzelt nervös Antworten aufs Blatt, währenddessen alle anderen den Test abgeben und rauslaufen. Sie hängt ab und verliert sich in ihren Gedanken.
Szene 2: Nach der Prüfung sitzt Sophie sichtlich betrübt mit ihren Freundinnen und Freunden auf dem Pausenhof. Die anderen schmieden Pläne, nur sie mag nicht mitmachen. Auf die spitze Bemerkung von Maria reagiert sie nicht, und über den Test mag sie auch nicht wirklich sprechen. Man hört die Gedanken von Sophie: „Wieso schaffen es alle anderen ausser ich, das alles unter einen Hut zu bringen?“
Vorschläge zum Einsatz
Arbeit mit dem Film
Stressquellen benennen und reflektieren. Anforderungen von aussen und Erwartungen an sich selbst werden hinterfragt.
Wie umsetzen? ca. 45 Min
10' Film anschauen
- Was habt ihr gehört, gesehen? Ist es euch schon ähnlich ergangen wie Sophie?
20' Stressquellen nennen
Für sich selbst zwei bis drei Stressquellen je einzeln auf einem Post-it notieren. Auf der Wandtafel alle genannten Stressquellen sammeln und fortlaufend gemeinsam ordnen (siehe Anhang). Diskutieren Sie mit den Mädchen, welche Stressquellen sie für veränderbar halten und welche nicht.
10' Umgang mit Stress
Häufig genannte Stressquellen der Mädchen identifizieren. Strategien zum Umgang damit diskutieren.
- Was hilft euch?
- Welche Strategien habt ihr im Umgang mit diesen Stressquellen? Bezug zum Wohlbefinden und allenfalls Suchtentwicklungen herstellen.
- Was kann ich als Lehrperson tun, um euch zu entlasten?
5' Abschluss
Würdigung des Gesagten als aktueller Spiegel der Gruppe bezüglich Stress.
Umgang mit Stress
Mädchen können sich ein Stück weit von Erwartungen und Anforderungen distanzieren.
Mädchen verfügen über gute Coping-Strategien, um mit Stress umzugehen.
Wie umsetzen? ca. 45 Min
10' Negative Gefühle und Stress
Zu zweit diskutieren:
- Was fühlt Sophie während dem Test und danach in der Pause?
- Wie fühlt sich Stress für euch an?
- Welche Emotionen kommen in einer Stresssituation hoch?
20' Einzelarbeit
Übung zur Stärkung von Entscheidungs– und Organisationsfähigkeiten (siehe Anhang).
10' Eine oder zwei Entspannungsübungen auswählen
Mit der Gruppe ausprobieren (siehe Anhang).
5' Abschluss
Austausch zu Entspannungsübung. Abschluss.
Arbeit mit dem Film
Jungen lernen Fakten zu Stress und Leistungsdruck kennen und reflektieren ihre Coping-Strategien im Umgang damit. Ihre Empathie gegenüber den Mädchen wird gefördert.
Wie umsetzen? ca. 40 Min
10' Film ohne Ton anschauen
- Was sieht man?
- Was passiert im Film?
- Fiktive Dialoge formulieren: Was reden die?
5' Film mit Ton anschauen
Reaktionen aus der Klasse sammeln.
20' Statistik
zu Stress und Leistungsdruck zusammen anschauen (siehe Anhang).
- Geht es euch auch so?
- Was macht ihr, wenn ihr gestresst seid?
- Habt ihr einen Rat für die Mädchen, die generell mehr Stress empfinden als ihr?
5' Abschluss
Würdigung des Gesagten. Bezug zu Wohlbefinden und allenfalls Suchtentwicklung herstellten.
Faktenblatt
Das Zahlen- und Faktenblatt ergänzt den Film und die anderen Vorschläge zum Einsatz.
Die Vorderseite kann als Arbeitsblatt eingesetzt werden. Auf der Rückseite finden sich weiterführende Informationen für Lehr- und Leitungspersonen.
Download Zahlen- und FaktenblattThemen
Erkennen von Stressquellen
Mädchen tendieren dazu, an sie gestellte Erwartungen und Anforderungen zu verinnerlichen. In der Folge können sie nicht unterscheiden, welche Stressquellen von aussen kommen und welche allenfalls in ihnen selbst liegen.
Empfehlungen zur Unterstützung/Stärkung
- Unterstützen Sie Mädchen darin, Stressquellen differenziert zu benennen und zu reflektieren.
- Hinterfragen Sie mit den Mädchen zusammen, ob die gefundenen Stressquellen tatsächlich in ihnen selbst liegen oder ob sie von aussen kommen.
- Hinterfragen Sie zusammen mit den Mädchen, ob Stressquellen veränderbar sind oder nicht.
Misserfolgsorientierung
Mädchen (und Frauen) neigen dazu, Erfolge den günstigen Umständen oder dem Glück zuzuschreiben. Misserfolge hingegen nehmen sie als persönliches Versagen wahr. Das zieht sich durch alle Lebensbereiche und kommt so auch in Stress- und Belastungssituationen zum Tragen.
Empfehlungen zur Unterstützung/Stärkung
- Unterstützen Sie Mädchen in ihrem Selbstwertgefühl, indem Sie gemeinsam mit den Mädchen den Gründen für einen Erfolg nachgehen.
- Ermuntern Sie Mädchen, Erfolge zu benennen und zu feiern.
- Fördern Sie das Selbstbewusstsein von Mädchen, indem Sie Lob und Anerkennung äussern, wenn sie z.B. verschiedene Strategien ausprobieren, etwas Neues versuchen oder Durchhaltevermögen zeigen.
Gute Coping Strategien
Mädchen verfügen häufiger als Jungen über ungünstige oder sogar schädliche Strategien zur Stressbewältigung. Dazu gehören eine passive Vermeidung des Problems, ständige Grübeleien und sich Sorgen machen.
Gute Strategien zur Stressbewältigung können jedoch nur entwickelt werden, wenn die Stressquellen benannt und reflektiert werden.
Empfehlungen zur Unterstützung/Stärkung
- Fragen Sie nach den Gründen für den Stress und belassen Sie es nicht bei allgemeinen Aussagen.
- Unterstützen Sie Mädchen darin, sich abzugrenzen und nein zu sagen (siehe auch Film „Bis hierher…“).
- Suchen Sie mit den Mädchen gemeinsam nach guten Strategien zur Stressbewältigung.
- Fragen Sie die Mädchen, was Sie (als LehrerIn, JugendarbeiterIn etc.) tun können, um Mädchen zu entlasten.